Gelesen …

Himmel über BerlinWim Wenders und Peter Handke – Der Himmel über Berlin – Suhrkamp Verlag

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich diesen Film gesehen habe, das Buch dazu gelesen habe … unzählige Male, auch jetzt, wo ich es wieder aus dem Regal ziehe, nimmt es mich sofort für sich ein, diese andere Welt, die doch auch die meine ist, die zwei Engel dazwischen, die auf Menschen aufpassen und nur von den Kindern gesehen werden können, die ungestümen Kinder, die noch keine Grenzen kennen. Die Erwachsenen sind zu sehr gefangen, glauben oft an nichts mehr, vertrauen nicht mehr. Der Film, das Buch und der Blick auf das Leben. Die Frau, die mit ihrem Hund im Auto sitzt und den Weg nicht mehr findet, die Prostituierte, die in einer entlegenen Straße steht, eine Frau, die gerade in den Wehen liegt, der Zirkus, die Artistin und der Engel, der dazugehören möchte, der endlich fühlen und mitleben möchte, auch wenn er dann sterblich wird … und dann fällt ein Engel vom Himmel. Musik von Nick Cave und Crime and the City Solution. Peter Falk nicht zu vergessen! Er spürt den Engel, spricht ihn an. Und immer wieder diese Worte von Handke, die ich niemals vergessen konnte, „als das Kind Kind war, ging es mit hängenden Armen, wollte, der Bach sei ein Fluss, der Fluss sei ein Strom und diese Pfütze das Meer. … „
Man muss es gelesen haben.
Ein Buch mit Bildern und Regieanweisungen.
Vom Suhrkamp Verlag.

Das neue Einkaufszentrum.

Minto01Das neue Einkaufszentrum.

Ein Video und ein Text aus einer überfüllten Stadt.

Viele sind gekommen, um das neue Shoppingcenter anzusehen. Vorher stand an dieser Stelle das Schauspielhaus und eine kleinere Einkaufspassage, genannt Theatergalerie, eröffnet Ende November 1993. In den letzten Jahren standen viele Ladenlokale in dieser Theatergalerie leer. Deshalb hat man sie abgerissen und noch größere Verkaufsflächen gebaut?
Einige hundert Meter weiter gab es den sogenannten Lichthof, eine Passage mit Ladenlokalen. Auch sie wurde abgerissen und umgebaut, gehört jetzt zum Minto. Noch einige hundert Meter weiter Richtung Hauptbahnhof befindet sich das Vitus-Center. Auch dort stehen seit vielen Jahren Verkaufsflächen leer. Die besten Zeiten sind vorbei. Dazwischen stehen schon lange viele Ladenlokale leer. Und trotzdem wurde neu gebaut?
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Gelesen …

DrecksauIrvine Welsh – Drecksau – Kiepenheuer & Witsch

Ein passender Titel, vielleicht der passendste Titel überhaupt. Denn der Kerl ist echt eine Drecksau. Polizist, korrupt, intrigant, abartig, versoffen, respektlos, dauernd irgendetwas im Blut. Brutal und schnoddrig geschrieben. Auf den Punkt. Mit dem Kerl konnte ich kein Mitleid haben. Schließlich können wir uns entscheiden, anders zu sein. Erstausgabe 1999, damals für 28 DM. Den Film dazu habe ich nicht gesehen. Ich wollte die ursprünglichen Bilder erhalten.

Anat Talshir – Über uns die Nacht – Diana Verlag – Rezension

Anat TalshirEs geht um Elias und Lila und ihre ungewöhnliche Geschichte, die im Jahre 1947 in Jerusalem beginnt, schwungvoll, voller Einzigartigkeit und Liebe. Die beiden müssen nicht überlegen, ob sie zueinander passen, sie sind eins. Doch beide entstammen unterschiedlichen Kulturkreisen. Lila ist Jüdin, Elias Araber. Auf ihrer ersten gemeinsamen Reise interessiert sie das noch nicht, die Unsicherheit lauert im Hintergrund. Elias nimmt sie geschäftlich und heimlich mit nach Istanbul, sie verleben eine herrliche und freie Zeit. Doch nach der Heimkehr gehen sie in ihr altes Leben zurück, in dem sie nicht zusammen sein dürfen, sich verstecken und im Verborgenen lieben. Am 29 November 1947 beschließt die Generalversammlung der vereinten Nationen die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Nun wird es unmöglich für die beiden sich zu treffen. Eine Mauer trennt den Westen der Stadt vom Osten. Die politischen Fronten verhärten sich. Die Liebe bleibt und die Sehnsucht nacheinander. Elias und Lila leiden. Bisher waren sie toleranter, als diese Gesellschaft es jemals sein wird.
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Gelesen …

BestsellerKlaus Modick – Bestseller – Piper Verlag

Bestseller ist meines Wissens nach nie ein Bestseller gewesen, das Buch hätte es aber mehr als verdient. Herrlich ironisch beschreibt Modick als erfolgloser Schriftsteller Lukas Domcik den Literaturbetrieb, erzählt von Misserfolgen und einer Möglichkeit, im übersättigten Markt einen Bestseller zu landen. Doch dabei verkalkuliert er sich gewaltig, glaubt übersteigert selbstverliebt an Ehrlichkeit und wahre Gefühle und daran, dass sich eine junge Frau ernsthaft für ihn interessieren könnte. Herrlich absurde Szenen sind mir in Erinnerung geblieben und machen mir Lust, das Buch nach vielen Jahren noch einmal zu lesen. Für Klaus Modick gibt es immer einen Daumen nach oben!

Gelesen …

MarleneMaria Riva – Meine Mutter Marlene – Verlag Goldmann

Erschienen nach dem Tod der Dietrich, sonst hätte sie womöglich Wutanfälle bekommen, wenn sie gelesen hätte, wie ihre Tochter das Leben mit ihr empfunden hat. War Marlene Dietrich eine gute Mutter?
Sie ging aus dem Haus, kam spät abends wieder von einem Essen, führte ein Gespräch mit ihrer Tochter im Bad, wusch dabei ihre Strümpfe aus und die Unterhose, kotzte ins Klo, aß später Leberwurstbrote, die die Tochter zubereitete, und trennte den Ärmel des Abendkleides mit der Nagelschere ab, weil er nicht richtig saß … diese Szene ist mir lebhaft in Erinnerung geblieben, wie viele andere. Abrasierte Augenbrauen, Beine, die mit goldener Farbe angemalt wurden.
Dem Kind habe ich ein normaleres Leben gewünscht, mit mehr Liebe und Empathie. Die Dietrich inszenierte sich. Suchte die Perfektion. Immer. Viele bekannte Namen. Das Kind blieb auch später lieber im Hintergrund, lebte ohne Korsett. Entzaubert wird ein Leben, wenn es jemand erzählt, der dabei war.
Ton des Buches, Seite 655: „Gabins einziger Fehler waren sein Charakter und seine Liebe. Beide waren stark und kompromisslos – unmögliche Eigenschaften, wenn man eine Frau wie die Dietrich liebt, deren ganze psychische Struktur dann ihrem Opfer die Schuld für das gab, was sie selbst herbeigeführt hatte.“
Zettel im Buch von 1992, markiert auch Seite 545: „So viele Fragen kann ein Kind auf dem Herzen haben, auf die es, selbst wenn es sie stellt, keine Antwort erhält.“
Das ist bei vielen Kindern so.

Amos Oz – Judas – Rezension

JudasSchon auf den ersten Seiten passiert viel. Schmuel Asch bricht Anfang Dezember 1959 sein Studium ab. Er verzweifelt an seiner Magisterarbeit „Jesus aus der Perspektive der Juden.“ Außerdem gerät sein Vater in finanzielle Schwierigkeiten und kann ihn nicht mehr unterstützen. Seine Freundin verlässt ihn, um einen anderen zu heiraten. Schmuel ist ihr zu unfertig, zu träge und müde, jeder Tag mit ihm ist wie ein Hindernisrennen. Nun ist er allein und einsam. Er findet eine Anzeige an einem schwarzen Brett. Jemand wird gesucht, der einem älteren Herrn Gesellschaft leistet. Er überlegt nicht lange und meldet sich. Gegen Kost und Logis und ein geringes Entgelt wird er im Hause Gerschom Walds aufgenommen, der dort mit Atalja Abrabanel lebt. Viele Stunden verbringt Schmuel nun mit dem alten Herrn, diskutiert mit ihm und hört ihm bei seinen täglichen Telefonaten zu, ohne zu wissen, wer sich am anderen Ende der Leitung befindet. Atalja, eine Frau von fünfundvierzig Jahren, zieht ihn an und scheint unerreichbar.
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Zum Kotzen …

finde ich, was gerade in den Medien passiert.
Es ist egal, in welche Zeitung ich schaue, überall finde ich Artikel zum Thema Masern und Impfungen, jedoch sind sie nicht informativ, aufklärend und meinungsbildend verfasst. Im Gegenteil, zur Zeit hetzt der gesamte Journalismus gegen die Impfgegner. Was ist los? Haben wir Absprachen nicht mitbekommen? Beeinflusst die Pharmaindustrie? Floss sogar Geld?
Bei anderen Themen wird deutlich abwechslungsreicher und ohne Schuldzuweisungen berichtet, Menschen werden nicht derart kollektiv verurteilt, an den Pranger gestellt. Höchstens wenn es um Kinderschänder geht … oder Kinderpornografie. Dann sind sich alle einig. Und bei Impfgegnern. Ansonsten wird gerade alles ausgeblendet und so getan, als würden wir die Wahrheit kennen. Die Wissenschaft hat immer recht! Oder? Wenn man nur eine Perspektive zulässt. Wir müssen alle glauben, dass man Krankheiten ausrotten kann. So einfach ist es nun doch nicht. Die Welt ist komplizierter. Deshalb gibt es noch viele Nobelpreise zu gewinnen.
Nur der Journalismus tut gerade so, als hätte er keine Aufgabe.

T.C. Boyle und die letzte Nacht

stürmische NachtDa riss der Himmel morgens auf, nachdem die Nacht mich hilflos und verwundbar gemacht hatte.
In der Nacht Sturm und Hagel und Wassermassen, die gegen meine Fenster klatschten. Ich dazwischen mit dem Gedanken, dass nicht viel zwischen uns steht, zwischen den Kräften und mir, nur eine Doppelverglasung und Wände schützen mich, die aber keine Versprechen sind. Sehr leicht kann mich alles wegfegen. Ein schrecklicher Gedanke. Einhalt gibt es nicht. Wie klein ich doch bin. Und nah an T.C. Boyle und seinem Roman „Ein Freund der Erde“. Viel Wasser in den Szenen, Gummistiefel, vieles kaputt, in der Welt der Zukunft.

Gelesen …

Der ZauberbergThomas Mann – Der Zauberberg

Verstanden habe ich den Berg, als ich selbst dort oben war, in Davos Platz ankam, um zu kuren, lag selbst auf den alten Liegen mit kariertem Bezug, machte Liegekuren, stapfte durch den Schnee, der Zauberberg lief dort auch im Kino, Sanatorien an den Hängen, veränderte Wirklichkeit, hier oben bin ich, hier oben kann ich sein, viel gelesenes Exemplar, das meinige, mit einigen Lesezeichen, meine Mutter hat eine Stelle markiert, S. 683: „Ich kriege ja schon Blepharospasmus vor lauter Augenentzündungen.“ Sie litt an dieser Krankheit, hier salopp erwähnt. Hans Castorp, gekommen, um nicht zu bleiben, installiert, um einen Kosmos zu zeigen, Tuberkulose, ständiges Husten und Fieber, Thomas Mann hat alles selbst gesehen, seine Frau dort oben besucht und der Gedanke zu diesem Roman keimte, der lässt nicht mehr los, der Berg, wieder runter in die Welt?, unvorstellbar! Die Zeit da oben ist eine andere. Unbedingt noch einmal lesen!