Maria Riva – Meine Mutter Marlene – Verlag Goldmann
Erschienen nach dem Tod der Dietrich, sonst hätte sie womöglich Wutanfälle bekommen, wenn sie gelesen hätte, wie ihre Tochter das Leben mit ihr empfunden hat. War Marlene Dietrich eine gute Mutter?
Sie ging aus dem Haus, kam spät abends wieder von einem Essen, führte ein Gespräch mit ihrer Tochter im Bad, wusch dabei ihre Strümpfe aus und die Unterhose, kotzte ins Klo, aß später Leberwurstbrote, die die Tochter zubereitete, und trennte den Ärmel des Abendkleides mit der Nagelschere ab, weil er nicht richtig saß … diese Szene ist mir lebhaft in Erinnerung geblieben, wie viele andere. Abrasierte Augenbrauen, Beine, die mit goldener Farbe angemalt wurden.
Dem Kind habe ich ein normaleres Leben gewünscht, mit mehr Liebe und Empathie. Die Dietrich inszenierte sich. Suchte die Perfektion. Immer. Viele bekannte Namen. Das Kind blieb auch später lieber im Hintergrund, lebte ohne Korsett. Entzaubert wird ein Leben, wenn es jemand erzählt, der dabei war.
Ton des Buches, Seite 655: „Gabins einziger Fehler waren sein Charakter und seine Liebe. Beide waren stark und kompromisslos – unmögliche Eigenschaften, wenn man eine Frau wie die Dietrich liebt, deren ganze psychische Struktur dann ihrem Opfer die Schuld für das gab, was sie selbst herbeigeführt hatte.“
Zettel im Buch von 1992, markiert auch Seite 545: „So viele Fragen kann ein Kind auf dem Herzen haben, auf die es, selbst wenn es sie stellt, keine Antwort erhält.“
Das ist bei vielen Kindern so.