Traummann aus der Zukunft – Merelie Weit – Aufbau Verlag – Besprechung (Rezension)

Traummann ZukunftIch bin ja so gar nicht der Liebes- Frauen- und/ oder Kitschromantyp, ich brauche handfeste Themen, gerne auch etwas wissenschaftliches, und mit Romantik tue ich mich sehr schwer. Trotzdem bin ich bei dem Cover stehen geblieben, habe die Maus bewegt und mir die Beschreibung des Romans angeschaut. Ja, ich war mal wieder ziellos im Netz unterwegs, schaute mir diverse Bücher und Angebotsbücher an und darunter war auch dieses. Nicht, dass mich der Titel gefangen hätte, denn der sagte mir, dass es sich um besagte Frauenlektüre handelt, nein, der Name sagte mir etwas. Die Autorin ist nämlich die Mutter eines Youtubers (Reyst), der im letzten Jahr mit einem bekannten Gamer auf Reisen gegangen ist bla bla, ich möchte nicht zu weit ausholen, jedenfalls konnte ich mit dem Namen etwas anfangen und war neugierig. Im Netz ist schnell gekauft und eine Sonderaktion, ich glaube für 99 Cent, war es auch. Jetzt kommt der Satz: da kann man nicht viel falsch machen. Doch. Falsch machen kann man immer alles. Aber egal. Gekauft ist gelesen. Als ich noch an verschiedenen Besprechungen rumgedoktert habe, öffnete ich den Traummann, um etwas zu lesen und nicht gleich mitschreiben zu müssen, wie es sonst meine Art ist. Leichter Stoff, der nicht beschwert und leicht zu durchschauen ist. Ein bisschen Durchzug. Auch ein bisschen, um mal reinzuschauen, was solche Romane bieten oder auch nicht.
Auf dem Cover eine Radfahrerin mit wehendem Zopf, drumherum Häuser. Das ist die, die sich in einer abgehalfterten Ehe und mitten in Berlin befindet, denn da lebt sie, die Emilia, die mit einer Freundin einen gemeinsamen Abend verbringt, viel trinkt und angeschwipst auf eine Wahrsagerin trifft, die ihr erklärt, dass sie ihren Traummann treffen wird. Sie verrät sogar die Straße und Hausnummer, wo er zu finden ist! Im Prolog erklärt sie uns einleitend, warum sie das gemacht hat. Sie möchte der armen Emilia einen Anstoß geben, um sich aus ihrem verfahrenen Leben zu befreien. Schnell wird deutlich, wie dieses Leben aussieht. Emilia, seit 15 Jahren mit Bernhard verheiratet, Hausfrau und Mutter eines Sohnes, der nicht von Bernhard ist. Sie hat ihn in die Ehe mitgebracht. Anfangs war Bernhard lieb und nett, mit der Zeit wurde er bequem, faul und unfreundlich. Emilia läßt sich eine Menge von ihm gefallen, läßt sich von ihm runtermachen, gängeln und lebt abgestumpft und voller Angst, was die Zukunft betrifft, dieses Leben jeden Tag. Und redet sich dabei ein, daß sie es viel schlimmer haben könnte! Noch schlimmer? Die gute Emilia hat sich völlig aufgegeben, erst diese Wahrsagerin bringt wieder Schwung in ihr Leben mit ihrer Voraussage. Plötzlich geistert die Zukunft in ihrem Kopf herum. Sie fährt sogar in diese Straße, macht das Haus ausfindig und findet den Mann, dessen Aussehen auf die Beschreibung der Wahrsagerin paßt. Nun legt sie richtig los. Recherchiert Job und Telefonnummer, ruft ihn an, provoziert Treffen, doch nichts geschieht. Er scheint sie nie zu sehen, Telefonate nimmt er nicht an. Sie ist für ihn unsichtbar. Ihr Leben kommt ihr immer absurder vor. Und als Leser wird man richtig wütend. Dieser Bernhard ist wirklich ein Ekel. Und Emilia sehr naiv und eingefahren. Ihre Naivität und Ängstlichkeit läßt sie häufig stolpern und zurückfallen. Sie will sich trennen, macht einen Rückzieher, will sich wieder trennen und trennt sich, will dann wieder zurück. Der Sohn hingegen bleibt abgeklärt und meistens ruhig. Emilia mag ihr Leben nicht, aber eine Veränderung ist ihr zu aufwühlend und anstrengend, man weiß ja nicht, was danach kommt. Wird es wirklich besser? Tja, das weiß man nie. Entscheidungen sind immer ein Risiko. Aber so völlig aufgeben, so wie Emilia es getan hat, kann man sich auch nicht. Was soll das dann für ein Leben sein? Vor allen Dingen, wenn man andere Paare beobachtet, bei denen es besser läuft. Oder auch nicht? Perfekt ist nichts. So schraubt Emilia an ihrem Welt- und Beziehungsbild und muß sich schmerzhaft ihren Weg suchen, denn einmal mit Zweifeln begonnen, lassen sie einen nicht mehr los, einmal Gedanken in die andere Richtung gedacht, und schon formt sich langsam aber stetig ein neuer Weg, Entwicklungen sind nicht mehr aufzuhalten, ein Zurück kann es mit Zweifeln nicht mehr geben und das ist gut so. Die Prophezeihung verschwindet plötzlich aus Emilias Kopf.

Mich stört unheimlich an ihr, daß sie sich dauernd um Beziehungen Gedanken macht, nicht alleine sein kann und sogar anführt, daß es andere gibt, die von einer langen Partnerschaft in die nächste übergegangen sind. Nein. Es gibt einfach Zeiten, in denen man alleine ist und das ist auch gut so. Manche leben einen großen Teil ihres Lebens alleine, weil sie keinen Partner finden. Das ist dann eben so. Es ist jedenfalls besser als Kompromisse einzugehen.

Wie es für Emilia weitergeht sage ich jetzt nicht, jedenfalls hat sie eine weite Strecke zu laufen. Und wie ist das mit der Wahrsagerei? Damit fing ja alles an. Was ist dran an solchen Vorhersagen und ist es gut, wenn wir im Voraus wissen, was mit uns passiert? Ich finde die Vorstellung faszinierend, in die Zukunft zu schauen, aber treffen die Dinge dann wirklich ein, wenn ich sie vorher weiß? Ich könnte sie doch dann bewußt oder unbewußt verändern, so daß der Verlauf sich ändert. Oder mein Leben würde total langweilig, wenn ich alles vorher wüßte. Und wenn ich Negatives vorher weiß, würde ich doch versuchen, das zu verhindern, also könnte es vielleicht nicht eintreffen. Es gibt vieles, was mir bei diesem Thema durch den Kopf geistert. Natürlich fällt mir Nostradamus ein. Sind das wirklich Vorhersagen? Und wenn … und wenn nicht … ach was weiß ich. Im Prolog läßt Merelie Weit die Wahrsagerin folgendes sagen: „Überlegen sie sich, wie viel Sie von dem wissen wollen, was erst morgen passiert. Überlegen Sie sich das immer genau.“
Genau. Soweit mein Ausflug in dieses Genre. Es war mal ganz nett.

Hier geht es zum Buch:
http://www.aufbau-verlag.de/index.php/traummann-aus-der-zukunft.html