Heiger Ostertag – Potsdamer Affäre – Rezension

Potsdamer AffäreDer Gmeiner Verlag brachte im Sommer 2013 diesen historischen Kriminalroman von Heiger Ostertag heraus. Ich las ihn als E-Book und bin immer noch sprachlos. An manchen Stellen war ich sogar etwas entsetzt. Zu Ende gelesen habe ich den Roman aus Neugier, wie viele Patzer ich noch finden werde. Die Handlung ist angesiedelt im Jahre 1913. Oberstleutnant von Wedel wird nach Berlin ins Kriegsministerium beordert. Kurz nach seiner Ankunft wird eine Leiche im Ministerium entdeckt. Es bleibt im Verlauf der Geschichte nicht bei einem Mord. Deutschland befindet sich in einer Zeit der Umbrüche.

Der Kaiser regiert noch, Sozialisten gelten als Anarchisten, der russische Geheimdienst versucht Strukturen zu unterwandern und Agenten anzuheuern. Das klang eigentlich spannend. Ich hatte diese Lektüre ausgewählt, um mehr über diese Zeit zu erfahren. Gefunden habe ich einen trägen Krimi mit eindimensionalen Figuren und flacher Atmosphäre. Einfach angelegt. Schritt für Schritt führt er uns durch die Handlung und überrascht dabei nie. Die Figuren stehen im Geschehen herum, eine Lebendigkeit will ihnen nicht gelingen, sie sind vorhersehbar wie die gesamte Handlung. Auf einen Spannungsbogen wird gänzlich verzichtet.

Viele der aufgeführten Personen habe ich nachgeschlagen und fand Lebensläufe, die bei Wikipedia abgeschrieben wurden. Vielleicht hat auch der Autor die Einträge bei Wikipedia vorgenommen, in einer belletristischen Darstellung erwarte ich jedoch mehr als das Herunterrattern von Fakten, die ich anderswo nachlesen kann.

Ostertag beschreibt einfach. Ich kann nicht sehen, was er erzählt, da er die Handlung lediglich abarbeitet. Aus dem Stoff hätte man viel mehr herausarbeiten können. Den Prolog halte ich für überflüssig, genauso wie den Dank am Ende, bei diesen letzten Worten musste ich lachen. Der Autor dankt seinem Lektor, eigentlich eine schöne Geste. Dagegen steht meine Liste mit Fehlern, die ich in dem Text gefunden habe. Unglaublich. Ein entspanntes Lesen war nicht möglich, ich stolperte dauernd über falsche Artikel und seltsame Worte wie „Hochzeitungszug“ und „Paperfetzen“. Und dass eine Kombination von „als wie“ in einem professionell herausgebrachten Buch zu finden ist … da frage ich mich, wer hat hier geschlafen? Von einem Historiker und einem studierten Germanisten habe ich wahrlich mehr erwartet.

Hier geht es zum Buch: http://www.gmeiner-verlag.de/kunst/titel/704-potsdamer-affaere.html