Sie haben einen Text.

Sie haben einen Text.
Unglaublich, sie haben einen Text. Sie treffen sich und sprechen darüber. Es sollen sogar um die 55 Seiten sein. Vielleicht werden sie von 151 Leuten gelesen, die wichtig sind und
zu entscheiden haben, ob das, was in dem Text steht, stehen bleiben kann oder geändert werden muss.
Nicht alle sind einverstanden, das kennen wir schon. Denn regelmäßig treffen sich diese Leute und besprechen Entwürfe, diesmal haben sie aber einen konkreten Text. Natürlich, wir erwarten Beschlüsse und Konsequenzen, aber man kann nicht alles haben, wir sollten schon froh sein über den Text. Es muss sich etwas ändern, sagte eine aus Deutschland, die eine von den 151 wichtigen Menschen ist. Das sind so schöne Worte, stehen die auch im Text? Kann ich den Text auch lesen, das frage ich mich gerade, ich werde ihn suchen und studieren, denn ich weiß schon lange, worum es geht. Ich habe aber den Eindruck, die Wichtigen wollen es gar nicht wissen, denen ist vielleicht schon der Text unangenehm. Konkrete Beschlüsse nach Tagen des Debattierens über Entwürfe vorheriger Texte waren negativ. Man ging auseinander ohne Beschluss, nur geschrieben wurde immer, es muss sich was tun. Nur getan hat keiner was. Dabei geht es um etwas. Um uns. Die haben aber keine Spiegel dabei, daher ignorieren sie das. Dabei haben auch sie Kinder. Dabei leben auch sie in meiner Welt. Oder … , ach nein, die Menschen, die entscheiden, leben immer in anderen Welten, deshalb entscheiden sie meist für sich. Fliegen nach Hause und leben anders, atmen aber gleich. Die Chinesen haben das endlich begriffen. Sie konnten nichts mehr sehen vor lauter Nebel und Smog und haben schon Fabriken abgeschaltet, damit sie weiter schauen können. Dabei wollten sie immer weiter wachsen. Um jeden Preis.
In Paris sitzen sie jetzt und reden und müssen vorankommen, reden von 2029 und weiter, das ist so weit für mich, für sie ist es nebenan. Sie reden und streiten über 1,5 Grad oder 2. Die, die es betrifft, wollen 1,5 Grad. Maximal. Weniger ist nicht zu schaffen. Dafür ist es zu spät. Es sind so viele Texte geschrieben worden, bis es zu spät war. Ist. Eigentlich ist es zu spät. Die ersten saufen ab. Rat und Diplomatie treffen sich weiter, essen und schlafen und sollen freiwillig etwas tun. Wer tut etwas, wenn es freiwillig geschehen soll? So wie es ist, ist es doch bequem. Und es wächst alles, weil der Kapitalismus es will. Der Kapitalismus ist das System, das diktiert. Er ist um mehrere Ecken gesehen Schuld an den zwei Grad, oder mehr, das ist nicht mehr abzusehen. Das ist nicht mehr zu kontrollieren. Die Welt ist aus den Fugen und reagiert nur noch. Der Rat zuckt mit den Schultern, die Diplomatie weiß nicht weiter. Was tun mit all den Seiten? Kann man auf die Rückseite schreiben?
Paris ist eine schöne Stadt.
Sie hat schon viel mitgemacht.
Irgendjemand hat in ihr einen Text vergessen.