Die Nachrichten.

In diesen Tagen wundere ich mich wieder einmal über die Vielfalt der Nachrichten,die mich an einem Tag erreichen. In unserer schönen vernetzten Welt erreicht uns alles, auch das, was uns überhaupt nicht interessiert. So höre ich Meldungen direkt hintereinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Es beginnt mit etwas sehr tragischem. Häfen in der Nähe des Great Barrier Reefs sollen ausgebaut werden. Australien lässt nicht locker, sie wollen das umsetzen, Häfen zur Kohleverschiffung ausbauen, den Aushub einfach verklappen. Umweltstandards wurden schon in den letzten Jahren sukzessive heruntergeschraubt, immer weiter wurden die Umweltauflagen nach den Wünschen der Industrie angepasst, sodass nun auch kontaminierte Abwässer einfach ins Meer geleitet werden. Ich raufe mir die Haare. Es wird immer kurzfristiger gedacht, als wären wir die letzte Generation, die auf diesem Planeten leben muss. Und das für Kohle! Es wirkt wie ein Anachronismus auf mich. Erneuerbare Energien werden als nicht umsetzbar weg gedrängt für den Bedarf, den wir haben. Dabei würde es bestimmt gehen, hätte man sich schon viel früher dieser Entwicklung verschrieben. Aber da anscheinend wenige die Strippen ziehen und an ihren Gewinn denken, sich über alles hinwegsetzen und scheinheilig mit Arbeitsplätzen argumentieren … Das Great Barrier Reef hat auch Arbeitsplätze geschaffen, wenn es weiter untergeht, dann werden diese wegfallen. Gegenrechnung. Die Umweltbehörde versucht abzuwiegeln, sie sei zuversichtlich (man beachte dieses Wort in diesem Kontext!), sie sei zuversichtlich, dass die Häfen keineswegs Einfluss auf das Riff haben werden. Soso. Zuversichtlich. Das heißt gar nichts. Und Weltnaturerbe bedeutet anscheinend nichts.
Ich bin mal wieder entsetzt über die Welt, in der ich lebe und hänge gerade noch in diesen Gedanken fest, als die nächste Meldung verlesen wird. Eine Katastrophe wird von einer Belanglosigkeit abgelöst. Fußball und Blatter. Ich schneide eine Grimasse. Blatter jammert öffentlich. Er fühlt sich ungerecht behandelt. Warum wird das derart aufgebauscht und Katastrophen bleiben eine Randnotiz? In Belgien geht ein maroder Reaktor nach einem Brand doch wieder ans Netz, Proteste sind zwecklos, dem Betreiber kann dieses Vorgehen niemand verbieten. Warum eigentlich nicht? Ich wohne nur siebzig Kilometer entfernt und mache mir wirklich Sorgen. Denn das Ding hat schon Risse. Blatter jammert weiter, als gäbe es nichts anderes als ihn und den Fußball.
Egal, welche Nachrichten ich lese oder höre, die Belanglosigkeiten dominieren. Als wolle man uns ablenken. Dabei sind die Randnotizen die wichtigsten Nachrichten. Und nicht der alte Mann, der öffentlich heult und sabbert, seine korrupte Welt betrauert, aus der er herausgeworfen wurde.
Wir werden gerade aus unserer realen Welt herausgeworfen, zu der es keine Alternative gibt.