Billige Klamotten,

die beworben werden, als wären sie etwas Besonderes und unbedingt notwendig, um aktuell und dabei und überhaupt hip zu sein. Klamotten, die so billig sind, dass man gleich mehrere Tüten davon aus dem Laden schleppt (ist der Schrank zu Hause leer?), die man anzieht, sich damit fotografiert und die Fotos an das Unternehmen schickt, um damit auf der Internetpräsenz zu landen. Billige Klamotten, die so billig und minderwertig sind, dass sich nach der ersten Wäsche das Shirt verzogen hat und wie ein nasser Waschlappen sitzt. Billige Klamotten, die niemals vernünftig hergestellt worden sind (gut, das trifft fast auf die gesamte Bekleidungsindustrie zu), in denen Kinderarbeit und wer weiß was noch drin steckt. Billige Klamotten, die bei YouTube in Hauls vorgestellt werden, als gäbe es keine anderen Firmen, die Bekleidung verkaufen. Billige Klamotten haben einen Namen, den ich derzeit in den Städten auf braunen Tüten lese, die zuhauf herumgetragen werden. Billige Klamotten … die trotzdem gekauft werden.

Bei Primark.

Was ist daran so Besonders? Warum muss es Primark sein? Das frage ich mich, während ich die ersten warmen und sonnigen Tage genieße, im Café sitze und die belebte Fußgängerzone beobachte. Überall diese Tüten. Überall dieser Name. Schon widerlich. Tüten. Ich dachte, dieser Hype wäre schon lange vorbei.
Kaufen, um dabei zu sein? Und dann billig, damit man mehr kaufen kann. Ich betrachte meine Schuhe. Sie sind uralt. Gepflegt. Noch völlig in Ordnung und sehen gar nicht überholt aus. Also trage ich sie. Heutzutage kann man doch alles tragen. Wir sind doch individuell. Und die mit den Tüten kaufen angeblich Mode. Mode ist das, was uns gefällt, worin wir uns wohlfühlen und nicht das, was man uns aufschwatzt, damit wenige sehr viel Geld damit verdienen. In Belgien gibt es bisher nur einen Laden dieser Kette, die Glücklichen. Und was nützen Klamotten, die schnell kaputt gehen oder verschleißen. Sie müssen ersetzt werden. Am Besten um ein Vielfaches. Die Menge soll uns glücklich machen. Sie überfordert uns aber. Sie überfordert auch unsere Umwelt, zerstört durch Chemikalien die Welt, in der wir leben, unsere Basis, unsere Lebensgrundlage. Es ist doch verrückt, was aus dieser Welt geworden ist.
Wir müssen nichts mehr aufbauen, der letzte Krieg ist schon Jahrzehnte her. Das ist gut für uns aber schlecht für die Industrie. Also schafft die Industrie einen Bedarf oder redet ihn uns ein.
Zum Glück bin ich für diesen Firlefanz, für diese Oberflächlichkeit zu alt. Ich schaue noch einmal auf meine Schuhe. Gut. Und lächele.