Angelika Felenda – Der eiserne Sommer – Rezension

Der eiserne SommerEisern heiß ist dieser Sommer 1914 in München. Die Protagonisten schwitzen. Der österreichische Thronfolger und seine Frau werden in Sarajewo ermordet. Die politische Lage ist aufgeheizt. Das Land befindet sich im Umbruch. Eine Leiche wird am Isarufer gefunden. Scheinbar ist ein Mann betrunken die Treppen heruntergestürzt. Ein weiterer Toter wird in der Badeabteilung eines Hotel gefunden, scheinbar ertrunken. Nach den Obduktionen wird klar, dass die Personen nicht eines natürlichen Todes gestorben sind. Es scheint Zusammenhänge zu geben. Kommissär Reitmeyer ermittelt, wird jedoch von seinem Vorgesetzten beeinflusst und instrumentalisiert, sodass ihm kaum Möglichkeiten bleiben, herauszufinden, was wirklich geschehen ist. Das Militär scheint involviert zu sein und übt einen großen Einfluss aus. Gegen Offiziere darf nicht vorgegangen werden. Eine entsetzlich aufreibende Situation für den Kommissär. Besonders, weil seine Kollegen eigene Vorstellungen von Ermittlungsarbeit realisieren. Und Dinge zu Tage gefördert werden, die einfach ungeheuerlich sind.
Der eiserne Sommer. Unterteilt in drei Kapitel. Es wird eisern geschwiegen, vertuscht, vereitelt, wer steht auf welcher Seite und wer spricht die Wahrheit? Die Figuren scheitern an Hierarchien und halten sich nicht an Weisungen, weil der Verstand weiter möchte, er möchte aufklären, damit nicht noch mehr Menschen eines gewaltsamen Todes sterben müssen und endlich geklärt werden kann, warum sie sterben mussten. Eisern kühl sind manche Gefühle, die von der vielschichtigen Handlung gefressen werden, gar nicht erst zum Ausdruck kommen können, da Zweifel nagen, wer steht auf welcher Seite und wer handelt eigenmächtig? So wird der Roman niemals kitschig, die Figuren leben und leben nachvollziehbar, Felenda gelingt ein lebendiger bildreicher Kriminalroman in einem satten erzählenden Ton, der zu häufig in diesem Genre fehlt. Sie rekonstruiert das Jahr 1913/14, in dem wir uns als Leser mühelos bewegen können. Eingestreut finden wir die Aufzeichnungen eines Offiziers, die uns Details verraten, über die die ermittelnden Polizeibeamten noch nicht verfügen, so werden wir zu Komplizen des Romans.
Der eiserne Sommer, gelesen im Herbst in der Kühle, in der Dunkelheit, kurz vor dem Winter und der drohenden Kälte. Er endet mit einem Epilog, der uns ahnen lässt, dass noch nicht alles gesagt und vorbei ist. Die Protagonisten befinden sich mittlerweile an der Front.

Und schon wieder schreibt ein/e Historiker/in Germanist/in ein Buch und das hier ist ein gelungenes Beispiel. Die Fakten stimmen, die historischen Personen bilden einen wunderbaren Rahmen, in der die Handlung sehr authentisch angelegt ist. Ich bekomme einen Einblick in diese Zeit, lerne München vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kennen und die Skandale, die damals das Land beschäftigten. Das ist mehr als Unterhaltung.
Da es heißt, Kommissär Reitmeyers erster Fall, wird es nicht der erste und letzte gewesen sein. Ich freue ich mich jetzt schon auf den nächsten.

Hier geht es zum Buch:
http://www.suhrkamp.de/buecher/der_eiserne_sommer-angelika_felenda_46542.html