Kartoffeln im Supermarkt. Auf allen Packungen/Gebinden finde ich „nach der Ernte behandelt“. Ich frage den Mitarbeiter in weiß-schwarzer Tracht, der Gemüse einsortiert, was das bedeutet. Er weiß es nicht, er rennt mit dem Gebinde zur Filialleitung, rennt zurück zu mir. Sein Teint so glasig. Die Filialleitung hat gesagt, das bedeutet, dass die Kartoffeln nach der Ernte gewaschen wurden. Behandelt heißt also gewaschen. Soso. Ich nehme die zwei Kilo Kartoffeln mit, schaue sie zu Hause genau an. Kartoffeln. Ich schaue im Internet nach, lehne mich dabei immer weiter in den Stuhl. Meine Kartoffeln können drei Stoffe in sich tragen: Chloropropham, Imazalil und Thiabendazol. Sie dienen der Haltbarmachung. Chloropropham wird am häufigsten genutzt. Es ist ein krebserzeugendes Herbizid. Kann sehr viele Nebenwirkungen hervorrufen, brennende Augen, Durchfall, Nervenschäden, Depressionen. Der Rückstandshöchstwert liegt hundertfach über dem von Weizen. Bei den anderen Stoffen lese ich nicht weiter. Das reicht schon. Ich schiebe die Kartoffeln weit von mir. Sie können nichts dafür. Selbst wenn ich sie schäle, werden sie das Zeug nicht los. Ich trage sie zurück zum Supermarkt, der blitzblank daherkommt, aufgerüscht und chic gemacht. Ich schaue über das Kartoffelregal. Nur behandelte Ware, in der Ecke eine Tüte mit Biokartoffeln, die sind rein, aber alt und traurig. Ein Herr von der Filialleitung übernimmt meinen Umtausch. Er weiß von nichts. Die wissen heute angeblich nicht mehr, was sie verkaufen. Kann wirklich sein. Die Wege sind verschlungen, die Worte schön und wohlklingend, ein blaues Siegel dazu und schon ist alles vertrauenerweckend. Hinter unserem Rücken hat man uns derweil in den Arsch getreten. Ich beschließe, am nächsten Morgen zum Wochenmarkt zu gehen. Ein alter Bauer steht dort jede Woche mit seinen Kartoffeln. Ich frage ihn beim Bezahlen, ob seine Ware behandelt ist. Er versteht nicht ganz, ach, ob die gepudert sind? Nee. So wat machen wir nicht. Dachte ich´s mir doch. Direkt ist am besten.