Adrian McKinty – Die Sirenen von Belfast – Suhrkamp Verlag – Rezension

Sirenen von BelfastDas Buch Die Sirenen von Belfast ist der zweite Band aus der Sean-Duffy-Serie des irischen Autors Adrian McKinty. Nachdem ich den ersten Band Der katholische Bulle mehr als zügig gelesen hatte, musste ich mich unbedingt auf den nächsten Teil stürzen, um zu erfahren, wie es mit Sergeant Duffy weitergeht. Außerdem hatte mich der im Hintergrund schwelende Nordirlandkonflikt in den Bann gezogen, wenn man das überhaupt so salopp ausdrücken darf, schließlich war es eine umwälzende, katastrophale Zeit, in die McKinty seine Handlungen gelegt hat. Niemals werde ich die Bilder aus den damaligen Nachrichten vergessen. Die IRA wütete, die Bevölkerung litt unter der strengen Hand Margaret Thatchers, die Arbeitslosigkeit erreichte ungeahnte Höhen, die Menschen litten und versanken in Hoffnungslosigkeit.

All dies wird in Die Sirenen von Belfast sehr plastisch dargestellt, immer wieder erfahren wir Dinge aus dem Alltagsleben der Menschen, die mich nachdenklich machen. Wie konnte man damals leben? Ganz ohne Hoffnung und Frieden? Mit Angst?
Sergeant Duffy muss jeden Morgen unter seinen Wagen schauen, das ist Routine, das darf er nie vergessen, denn es könnte eine Bombe unter seinem Wagen kleben, denn er ist als katholischer Bulle in Nordirland nicht gerade beliebt. Diese Szene wiederholt sich ständig, wird aber nicht langweilig, weil sie eine Strategie des Überlebens in einer Zeit des Bürgerkrieges darstellt.

Es ist das Jahr 1982. Duffy steht mit seinem Kollegen in einer verlassenen Turbinenhalle und wird beschossen. Ein Nachtwächter hat sie informiert, in der Halle ist eine Blutspur entdeckt worden. Doch der Schütze braucht eine Weile, bis er merkt, dass er auf die Polizei feuert. Er stellt das Feuer ein. Duffy verfolgt die Blutspur, die bis zu Containern führt. Er durchsucht sie und findet einen Koffer, der einen männlichen Torso enthält. Wer war der Tote und wann wurde er ermordet? Und wie? Die Pathologin findet heraus, dass die Leiche eingefroren war, wie lange, kann sie nicht sagen. Duffys Kollege untersucht den Koffer genauer und findet einen Namen. Duffy geht dieser Spur nach und findet einen weiteren Toten … einen Sympathisanten und Anhänger der IRA. Dieser Mordfall scheint klar und ist zu den Akten gelegt worden, doch Duffy entdeckt Lücken und sucht Verbindungen. Haben die Morde etwas miteinander zu tun? Ist die junge und attraktive Witwe des IRA-Mannes so unschuldig, wie sie behauptet? Weiß sie mehr? Doch niemand sagt etwas. Es gibt Dinge, die in Nordirland untereinander geregelt werden.

Dieser zweite Teil ist genauso rasant wie der erste. Immer wieder scheinen die Ermittlungen ins Leere zu laufen, bis sich doch Verflechtungen ergeben. Und Duffy, der einsame Wolf, versucht ein bisschen Liebe und landet in einer großen Katastrophe. Es ist schon beeindruckend, was dieser Mensch aushält.
In Nordirland.
In einer Zeit, in der man zäh sein musste.
In der man nicht verzweifeln durfte.

Hier geht es zum Buch: http://www.suhrkamp.de/adrian-mckinty/sean-duffy/die-sirenen-von-belfast_1330.html