Andreas Föhr – Schafkopf – Knaur Verlag – Rezension

SchafkopfPolizeioberkommissar Kreuthner joggt am Sonntagmorgen in aller Frühe zum Riederstein hinauf, einem Felssporn in der Nähe des Tegernsees. Er hat eine Wette verloren und trainiert nun für das Polizeiabzeichen. Abgekämpft kommt er an der Gipfelkapelle an, ringt nach Luft, übel ist ihm. Dort oben trifft er einen alten Bekannten, den Kummeder, der ihn nach einem gewissen Falcking fragt. Dem Kreuthner ist ganz übel von der Anstrengung, er muss sich übergeben. Genau in diesem Moment wird dem Kummeder der Kopf weggeschossen. Die Mordkommission unter Wallner ermittelt.
Der Wallner, der dauernd in einer Daunenjacke herumläuft und sich einige Häme deshalb gefallen lassen muss, bekommt es nicht nur mit einem Mord zu tun. Ein Anwalt wird erschossen aufgefunden. Eine junge Frau, die zwei Jahre zuvor spurlos verschwunden und Opfer häuslicher Gewalt war, scheint eine Rolle zu spielen. Eine Sporttasche mit Geld verschwindet und eine andere junge Frau fällt auf, weil sie dauernd von ihrem Freund geschlagen wird. Das weiß selbst der Kreuthner, der regelmäßig mit diesem Freund Karten spielt, Schafkopf, sich aber in die Angelegenheit nicht einmischt, weil keine Anzeige vorliegt. Dabei ist der Kreuthner ein patenter Kerl, der genau weiß, wie man mit den Menschen in Holzkirchen im Landkreis Miesbach umgehen muss. Deshalb hat er während der Ermittlungen häufiger die Nase vorn, was er sich jedoch regelmäßig selbst vermasselt.

Im Roman spielt Nebel eine große Rolle. Ständig anhaltender Nebel. Ich musste an Martin Suters Der Teufel von Mailand denken, in dem es dauernd regnet. Suter entschuldigt sich sogar am Ende des Buches für die unvorteilhafte Darstellung der Gegend. In Schafkopf ist es also der Nebel, der alles undurchdringlich, verschleiert und langsam macht. Das zieht sich bis zu den Charakteren, die bis auf den Gastwirt Zimbeck verwaschen bleiben, sie nehmen kaum Form an, selbst über ihr Äußeres erfahre ich kaum etwas, manchmal scheint etwas vom Lebenslauf durch, wenn es für die Gegenwart wichtig ist, wie beim Wallner, der eine Affäre beginnt, sehr plötzlich, mit seltsamen Dialogen anfangs, die zu gestelzt wirken.
Im Roman werden wir oft in die Vergangenheit geschoben, die Kapitel beginnen mit Datum und Uhrzeit, die Schnitte sind manchmal zu scharf, zu verwirrend, das behindert den Lesefluss. Eine Szene sticht hervor, in der kommen wir Wallner ganz nah, sind mit ihm in der Stille, mit wenigen Worten, als er in der Küche sitzt nach einem Telefonat. Danach geht es trocken weiter. Die Handlung kann nicht überzeugen, zu deppert wirkt die Polizei, die sich an der Nase herumführen lässt, eine Pistole bleibt aus Versehen auf dem Tisch liegen, ein Dienstwagen kann ohne Weiteres geklaut werde, weil die Schlüssel stecken und ein Flüchtender nimmt es mit allen auf und kann nicht gefasst werden? Und ist es so einfach, eine Waffe aus der Asservatenkammer zu besorgen? Das macht keine Lust auf eine Fortsetzung.
Überzeugen kann Schafkopf nicht. Es ist der zweite Roman mit Kommissar Wallner, weitere folgten aus der bayerischen Provinz.

Hier geht es zum Buch: http://www.droemer-knaur.de/buch/2350771/schafkopf