Unser tägliches Brot

Brotanfrage01Das deutsche Brot soll Weltkulturerbe werden.
Als ich das las, wunderte ich mich sehr. Unser Brot, das von der Industrie gepanscht und gefärbt wird, bei dem es nicht mehr so sehr darauf ankommt, was drin ist, sondern darauf, wie es aussieht, das soll etwas Besonderes sein? Gut, in den anderen Ländern gibt es diese Auswahl nicht, dunkles Brot vermisst man im Süden und reißt sich mit den harten weißen Brötchen gerne den Gaumen auf, aber man muss es ja nicht gleich übertreiben und das Brot adeln, das unter den Fittichen der Industrie zusehends an Qualität verliert. Kleine Bäckereien sterben aus, große Ketten übernehmen flächendeckend. Das Sortiment unterscheidet sich kaum noch. Auch der Geschmack ist verloren gegangen dank der Fabrikfertigung. Welches Brot wurde noch von Hand in Form gebracht, welches Brötchen wurde noch mit der Hand geknetet? In meiner Kindheit schmeckte es mir noch. Gestern fragte ich am Tresen nach den Inhaltsstoffen und wurde mit großen Augen angeschaut. Die Verkäuferinnen wissen es nicht mehr, da sie nur noch Minijobber sind, manchmal können sie in einer Firmenfibel nachschlagen. Oft findet sich Milch in Brot und Brötchen und ich frage mich, was es darin zu suchen hat. Eine junge Verkäuferin machte mich gestern, als ich ratlos vor den Laiben stand, darauf aufmerksam, dass die Brote laktosefrei seien, ja laktosefrei, ich hatte aber gefragt, in welchen Produkten keine Milch enthalten ist. Da wusste sie nicht weiter. Ihre Kollegin druckte dann über die Kasse eine Menge Belege aus, darauf finden sich die Zutatenlisten zum Nachlesen. Ich trug sie in einem Korb nach Hause. Anstatt Brot. Das backe ich mir oft selbst. Damit es mir wieder schmeckt. Ein Weltkulturerbe stelle ich mir anders vor. Nicht so enttäuschend. Und irgendwie gigantischer.