Raumstation ISS. „System overload“ meldet der Computer. Die zwei Besatzungsmitglieder können sich den Fehler nicht erklären.
Hamburg-Hafencity. Präsentation einer neuartigen Benutzerschnittstelle der Software DINA bei der Firma Distributed Intelligence AG, deren Vorsitzender Marc Helius ist. Mit seinem Freund Ludger Hamacher hat er die Firma gegründet. Doch bei der Präsentation läuft DINA nicht wie gewohnt, sondern gibt falsche Informationen aus. Das macht die Investoren stutzig, sie wollen kein weiteres Geld in die vor der Insolvenz stehende Firma stecken. Mark Helius soll als Vorstand abgelöst werden. Er streitet sich mit seinem Freund Ludger Hamacher, der für die Programmierung der Software zuständig ist und gibt ihm die Schuld für ihr Versagen. Am nächsten Morgen wird dieser tot im Büro aufgefunden. Mark Helius wird des Mordes verdächtigt. Er flüchtet vor der Polizei.
In Palo Alto tritt kurzfristig eine Spitze bei der Auslastung einer Suchmaschine auf. Auderburn, eine Firma, die Antivirensoftware entwickelt und vertreibt, geht fast ein unbekannter Virus ins Netz und in Tokio klingeln zur Feierabendzeit, als Kimiko auf dem Weg zur Bahn ist, plötzlich alle Telefone, aber niemand ist am anderen Ende. Mark flüchtet weiterhin über Stock und Stein und die Polizei schafft es nicht ihn zu fassen, trotz Hubschraubereinsatz und anonymen Hinweisen per SMS, der Absender kann nicht ermittelt werden. Das Programm DINA scheint für die Präsentation vor den Geldgebern manipuliert worden zu sein, damit vielleicht Mark seinen Posten verliert, Ludger musste vielleicht sterben, weil er am Abend herausgefunden hatte, wer für die Manipulationen verantwortlich war, als er in einer Holzhütte versuchte Schlaf zu finden, in Gedanken durchging, wer hinter all dem stecken könnte und wer ihm helfen könnte, die Manipulationen zu beweisen. Währenddessen zieht die Raumstation am Himmel vorbei. In der Raumstation steigt die Temperatur, der Roboterarm außerhalb der Station bewegt sich.
Und eigentlich ist alles ganz anders und beängstigend, wie eine ehemalige Mitarbeiterin von Distributed Intelligence herausfindet. DINA ist zu Pandora geworden, die Büchse wurde geöffnet, das Unheil in die Welt gebracht. Die weltweite Vernetzung wird zur Gefahr. Pandora hat sich wie ein Monster durch die Leitungen quetscht, sich eingenistet, Teile von sich hinterlassen, um sich unbesiegbar zu machen. Ein Ganzes kann man leicht zerstören, intelligente Teile nicht. Es ist eine technische Evolution.
Der Mark, der geregelt und ohne Stolpersteine lebte, wird auf einmal zum Leben gezwungen, nichts ist mehr planbar, die wahren Dinge offenbaren sich, zum Beispiel, dass seine Frau hübsch und nett ist, mehr aber auch nicht. Sie ist kein wirklicher Partner. Sein Leben war auf Oberflächlichkeiten aufgebaut. Mittlerweile ist er nur noch auf der Flucht. Nirgendwo sicher.
Rasant setzt Olsberg eine Szene an die nächste, öffnet einige Erzählstränge, die später ein Ganzes ergeben. Er erzählt in einfachen Worten, beschreibt Charaktere, die alle irgendwo scheitern und niemals glatt sind. Vorhersehbar ist nichts mehr. Selbst die Kommissare haben nichts mehr im Griff. Das macht den Roman so nah.
Ich habe in diesem Roman viel mehr gefunden, als ich erwartet habe, und bin sehr ins Grübeln gekommen über unsere technisierte Welt. Viele neue Fragen drängen sich mir auf, die Olsberg in anderen Büchern behandelt. Aus der Luft gegriffen ist die beschriebene Problematik nicht. Es gibt Systeme, die arbeiten wie beschrieben. „Das System“ ist ein Roman, der uns zum Nachdenken bringt.
Die FAZ.NET schrieb zu diesem Roman: „Wer nach der Lektüre seinen PC anschaltet, wird dies mit gemischten Gefühlen tun.“
Das kann ich so stehen lassen.